Finanzwissen Investieren

Grüne ETFs

Wie nachhaltig sind sie heute?

Das Angebot an nachhaltigen ETFs wächst. Doch kann man mit ihnen wirklich sozial oder ökologisch investieren oder handelt es sich nur um Greenwashing? Eine Übersicht über die aktuelle Situation.

Was sind ETFs?

Exchange Traded Funds, kurz ETFs, sind Fonds, die einen Index nachbilden. Dementsprechend entwickeln sie sich so wie der dazugehörige Index. Zum Beispiel bündelt ein DAX-ETF Aktien von allen Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex (DAX) enthalten sind. Steigt der DAX, steigt auch der dazugehörige ETF. Gleiches gilt natürlich für sinkende Kurse. Im Deutschen spricht man daher oft auch von Indexfonds.  

Die Vorteile von ETFs

Geringe Kosten

ETFs sind im Vergleich zu manch anderen Finanzprodukten relativ günstig. Der Grund: Anders als beispielsweise aktiv gemanagte Fonds haben sie kein Fondsmanagement, das Wertpapiere auswählen, gewichten und überwachen muss. Dadurch verursachen sie weniger Aufwand, was sich in niedrigen Gebühren niederschlägt.

Breite Streuung

Privatanleger:innen können ihre Investition mit wenigen oder sogar nur einem ETF breit streuen. Schließlich investiert man damit in viele Unternehmen gleichzeitig. Beliebt ist beispielsweise der MSCI World Index, der die Entwicklung von über 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern widerspiegelt.

Leichter Einstieg

Viele ETFs sind sparplanfähig. Je nach Anbieter können Anleger:innen bereits ab einem Euro pro Monat in einen ETF investieren und so nach und nach Vermögen aufbauen.

Was sind grüne ETFs?

Mittlerweile gibt es viele ETFs, die sich auf bestimmte Themen spezialisieren. Manche konzentrieren sich beispielsweise auf bestimmte Regionen, andere auf Branchen. Eine eigene Nische bilden die ökologischen und nachhaltigen ETFs, auch grüne ETFs genannt. Sie sollen die Vorteile konventioneller ETFs mit nachhaltigen Investitionsprinzipien kombinieren. Dafür werden – entsprechend der Ausrichtung des jeweiligen ETFs – nur ausgewählte Unternehmen aufgenommen.

EU-Regulierung sorgt für mehr Transparenz 

Doch die Definition dessen, was „grün“ oder „nachhaltig“ bedeutet, variierte bisher stark, so dass für Anlegende oft nicht klar war, ob sie mit dem jeweiligen Finanzprodukt tatsächlich oder nur vermeintlich nachhaltig investieren. Das Problem: Es mangelte an einheitlichen Standards zur Bestimmung der Nachhaltigkeit von ETFs. Aber die gibt es endlich!

Die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten und das Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) setzen nun klare Rahmenbedingungen. Diese Regulierungen fordern von Fondsgesellschaften, transparent darzulegen, wie und inwieweit ihre Produkte als nachhaltig gelten können. So werden Anlegende vor Greenwashing geschützt und erhalten eine zuverlässigere Basis für ihre Investitionsentscheidungen.

 

ESG, SRI & Co.: Welche nachhaltigen ETFs gibt es?

Die steigende Nachfrage nach grünen Investments sorgt dafür, dass immer mehr nachhaltige ETFs aufgelegt werden. Oft ist das schon am Namen erkennbar.

Am häufigsten finden sich grüne ETFs, die die Kürzel „ESG“ oder „SRI“ im Namen tragen. Sie investieren in Unternehmen, die besonders hohe Standards in Sachen Nachhaltigkeit haben:

  • ESG ist die Abkürzung für Environmental, Social and Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
  • SRI steht für Socially Responsible Investment, also sozial verantwortliche Investitionen.

 

Neben den Auswahlkriterien ESG und SRI gibt es eine Vielzahl anderer ETFs mit Zusätzen wie „ex Weapons“, „ex Tobacco“, „ex Gambling“ oder „ex Alcohol“. In diesen Fällen sind aus den normalen Indizes lediglich die entsprechenden Wirtschaftssektoren ausgeschlossen, also Waffen, Tabakwaren, Glücksspiel oder Alkohol. Andere ETFs wiederum widmen sich speziellen Themen, beispielsweise sauberer Energie, Elektromobilität oder Geschlechtergerechtigkeit. Dies findet sich auch im Namen wieder. Die bereits genannten EU-Regulierungen tragen dazu bei, dass auch diese Bezeichnungen nun präzisere Investitionsstandards widerspiegeln.

Halten grüne ETFs, was sie versprechen?

Einen grünen Anstrich verleihen einem ETF auch Begriffe wie „Sustainability“ oder „Low Carbon“ im Namen. Bei Letzterem kommen nur solche Unternehmen in den Index, die einen vergleichsweise geringen CO2-Ausstoß verursachen. Das müssen jedoch längst keine grünen Vorzeigeunternehmen sein. Oft handelt es sich lediglich um Unternehmen oder Branchen, deren Geschäftsfeld grundsätzlich weniger CO2-Ausstoß produziert. Dies sind beispielsweise Dienstleistungsunternehmen oder globale Tech-Firmen.

In so manchem grünen ETF tummelt sich neben den Betreibern von Atomkraftwerken sogar die Mineralölindustrie. Ein Beispiel: Zu den Positionen des ETF Universal Low Carbon Select der UBS gehören Exxon Mobile und TotalEnergies. Wie es dazu kommt? Das liegt oftmals am sogenannten Best-in-Class-Prinzip, einhergehend mit wenig umfangreichen oder unscharfen Ausschlusskriterien.

Quellen: UBS (Link), abgerufen am 2.4.2024

Der Best-in-Class-Ansatz und hohe Toleranzgrenzen sind die Schwachstellen

Durch das Auswahlverfahren Best-in-Class gelangen Unternehmen aus den unterschiedlichsten Gründen in den ETF: Es kann bedeuten, dass eines dieser Unternehmen innerhalb des Index vergleichsweise weniger CO2 produziert. Es heißt aber noch lange nicht, dass die ausgewählten Titel grundsätzlich aus nachhaltig operierenden Unternehmen bestehen, geschweige denn, dass diese Unternehmen ein ressourcenschonendes Geschäftsmodell verfolgen.

Zudem unterscheiden sich die ETFs darin, wie groß die Best-in-Class-Auswahl ist. Bei manchen Anbietern gelangen tatsächlich nur die besten 25 Prozent hinein, was eine gute Quote ist. Bei anderen können es aber durchaus auch die „besten“ 85 Prozent sein, wie beim MSCI AC World ESG Screened ETF von Xtrackers: In dem ETF sind von 2919 Unternehmen im Ausgangsuniversum noch 2479 enthalten. Es sind also lediglich 15 Prozent im Auswahlprozess herausgefiltert worden. Bei einer so großen Auswahl spielen grüne Kriterien kaum noch eine Rolle, um in den Index zu gelangen. Die Zusammensetzung des vermeintlich nachhaltigen ETF wird so immer beliebiger.

Darüber hinaus arbeiten manche grüne ETFs mit Ausschlusskriterien. Diese sollen sicherstellen, dass das Geld der Anleger:innen nicht in kontroverse Bereiche, wie zum Beispiel der Tabakindustrie, investiert wird. Für die eigentlich ausgeschlossenen Branchen gelten allerdings oftmals Toleranzgrenzen von bis zu 30 Prozent. Wenn der kritisch zu wertende Umsatz eines Unternehmens also unterhalb dieser Schwelle bleibt, kommt es trotzdem in den vermeintlich nachhaltigen ETF.

Quellen: MSCI (Link), abgerufen am 2.4.2024

Anlegertipps: Worauf man jetzt achten sollte

Anlegerinnen und Anleger, denen eine wirklich nachhaltige Geldanlage am Herzen liegt, müssen bei grünen ETFs also sehr genau hinschauen. Denn das Best-in-Class-Prinzip und die Toleranzgrenzen verwässern die Nachhaltigkeit eines grünen ETFs. Immerhin: Durch die neuen Regulierungen wird ein präziserer Rahmen geschaffen, um zu beurteilen, was „nachhaltig“ wirklich bedeutet.

ETFs werden demnach in drei Hauptkategorien eingeteilt:

  • Artikel 6: Dies betrifft Finanzprodukte, die keine Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Produkte unter dieser Kategorie müssen dennoch bestimmte Basisinformationen über ihre Auswirkungen auf Umweltaspekte offenlegen, aber sie sind nicht als nachhaltige Investitionen konzipiert.
  • Artikel 8: Diese Kategorie umfasst Finanzprodukte, die neben finanziellen Zielen auch nachhaltige Merkmale berücksichtigen oder in ökologische oder soziale Merkmale investieren. Sie werden oft als „hellgrüne“ Produkte bezeichnet und sollen positive Umwelt- oder Sozialmerkmale unterstützen, ohne jedoch ausschließlich auf nachhaltige Investitionen ausgerichtet zu sein.
  • Artikel 9: Artikel 9 bezieht sich auf Finanzprodukte, die ein explizites nachhaltiges Investitionsziel haben und als „dunkelgrüne“ Produkte gelten. Diese Fonds verfolgen ein spezifisches, nachhaltiges Investitionsziel und legen den Schwerpunkt klar auf Umwelt- oder Sozialziele gemäß strenger Kriterien.

 

Anlegerinnen und Anleger können also anhand dieser Bezeichnungen erkennen, wie grün ein ETF wirklich ist. Produkte, die als Artikel 9 klassifiziert sind, erfüllen die höchsten Standards der Offenlegungsverordnung (SFDR). Sie bieten eine höhere Gewissheit für Menschen, die nach echten grünen Investitionsmöglichkeiten suchen.

Allerdings erreichen die meisten grünen ETFs bislang nur die Artikel 8-Klassifizierung. Einer der wenigen Artikel 9-ETFs ist der neue UmweltBank ETF Global SDG Focus.

UmweltBank ETF

Jetzt neu

Fonds der UmweltBank

UmweltBank ETF

ISIN: LU2679277744

Produktart

Aktien-ETF, thesaurierend

UmweltRating

Risikoindikator

4 von 7

Kosten